Die Axt im Haus …

24 Apr 2020

Es brauchte einen langen Atem, meine Kurzgeschichtensammlung zur Publikation zu bringen. Ich habe mich entschieden, mich nicht länger von anderen abhängig zu machen, seien das ProduzentInnen und RegisseurInnen für meine Drehbücher oder Verlage und Agenturen für meine sonstige Schreibtätigkeit. Ich habe genug lange gewartet und bin überzeugt, dass ich auch die notwendigen Talente habe, neben dem eigentlichen Schreiben, um meine Projekte fertigzustellen, zu veröffentlichen und zu vermarkten.

Wenn in Abwägungen zwischen einer Veröffentlichung in einem klassischen Verlag und im Selbstverlag aufgeführt wird, dass man als Self-Publisher halt auch alles selber machen muss, so habe ich das auf die leichte Schulter genommen: Ja, das kann ich locker. Und die Berichte diverser AutorenkollegInnen über schlechte Erfahrungen mit Verlagen haben bei mir die Waagschale stark auf die Seite des Selbstverlags kippen lassen.

Aber (in ziemlich grossen Buchstaben): Ja, es ist leicht und schnell gemacht, wenn man keine hohen Ansprüche hat. Nur wird man dann auch ein schlecht lektoriertes, schlecht gestaltetes Machwerk in Händen halten, das niemand kauft. Und meine Ansprüche sind nunmal massiv höher. Und der eigene Perfektionismus führt dann rasch einmal zu sehr grossen Aufwänden. Ja, ich habe mir Hilfe geholt von ganz tollen, lieben, engagierten befreundeten Profis in den Bereichen Lektorat, Titelbild, Autorenporträt, Layout. Und das Resultat ist meiner Ansicht nach besser geworden, als es wohl in manchem Profi-Verlag geworden wäre. Und dort müsste ich dann einfach schlucken, wenn mir diesbezüglich etwas nicht passt.

Doch die vielen Schritte erfordern ihren Tribut: Es braucht extreme Zähigkeit, das Projekt zu verfolgen und sich nicht durch Rückschlage, kleine Fehler, Überraschungen oder schlicht mangelnde Zeit aufgrund meines Engagements auf Filmproduktionen vollends vom Kurs abzubringen.

Dasselbe gilt für meine Ansprüche an eine Homepage: Ja, eine halbpatzige Homepage ist schnell zusammengebastelt. Aber damit mochte ich mich nicht begnügen.

Und dann erst das genaue Wissen, wie man die Veröffentlichung auf Amazon handhaben muss. Dass ich mich deswegen mit der amerikanischen Steuerbehörde herumschlagen muss, hätte ich mir niemals erträumen lassen …
Die ganze Frage vom Marketing sei dabei noch ausgeklammert.

Seit Monaten ging es immer zwei Schritt vor und einen Schritt zurück. So viele kleine Rückschläge musste ich glaubs bisher im Leben nicht hinnehmen. Und dann immer wieder sagen: Ok, kleiner Fehler, kleine Sackgasse, aber ich mache weiter. Es gab so viele kleine Rückschläge, dass ich bei jedem Etappenerfolg schliesslich mir schon überlegt habe, welcher Rückschlag denn jetzt wieder passieren könnte.

Zum Glück habe ich mir gesagt, dass dieses Projekt eine Art Pilotprojekt ist, an dem ich all diese aufgeführten Schritte üben kann. Auch im Wissen, dass eine Kurzgeschichtensammlung sowieso kaum ökonomisches Potential hat, abgesehen davon, dass ich sowieso nicht schreibe und veröffentliche, um ein Millionenpublikum zu erreichen, sondern um diejenigen Menschen zu erreichen, die meine Geschichten gerne lesen, wie gross auch immer deren Zahl sein mag.

Nach den Erkenntnissen aus diesem Pilotprojekt gehe ich nun frohgemut das nächste Vorhaben „Bunkermelodie“ an, mit dem grossen Optimismus, dass ich nun ganz viele Fallen und Holzwege erkannt habe und das nächste Mal vermeiden kann.
Bis es dann wieder losgeht mit den Rückschlägen und Widrigkeiten …

Aber die nächste lange Etappe ist nun das Schreiben des Romans, und da gelten sowieso ganz andere Gesetze, als beim Layouten, Veröffentlichen und Vermarkten. Ich freue mich ausserordentlich darauf!