Nicht alles auf ein Pferd setzen

Ich habe definitiv schon viel gelernt aus dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Projekt „Robotertränen“, und eine weitere wichtige Erkenntnis möchte ich heute präsentieren.
Dies soll keine philosophische Abhandlung werden, ob man sich im Leben besser auf gewisse Dinge konzentriert, in denen man dann tendenziell ein wirklicher Experte wird, sich mit Leidenschaft auf ein bestimmtes Thema stürzt und schnellere und grössere Erfolge erreichen kann oder aber ob es für Lebensqualität und langfristigen Erfolg nicht besser ist, verschiedenen Interessen zu folgen, da sich diese gegenseitig befruchten können und man bei Misserfolg in einem Gebiet nicht gleich alles verliert. Konzentration oder Vielfalt.
Ein sehr spannendes Thema, da aus meiner Sicht für beide Seiten gewichtige Argumente sprechen.
Das Thema heute ist etwas profaner, aber auch interessant.
Ich habe mich bei „Robotertränen“ entschieden, das Buch bei KDP bzw. Amazon zu veröffentlichen und auch nur auf dieser Plattform anzubieten. Das bedeutet wohlgemerkt nicht, dass ich ein Fan von Amazon bin und insbesondere wie es mit seinen Mitarbeitern umgeht, die diversen Skandale sind ja weitherum bekannt. Auch ist Amazon natürlich ein grosser Player, der viele kleinere Anbieter und insbesondere den stationären Buchhandel erwürgt.
Gleichzeitig muss ich sagen: Mir als Autor und Selfpublisher bietet diese Plattform doch einiges. Es ist eine professionelle, gut gemachte Plattform, die es Autoren leichtmacht, ihre Bücher zu veröffentlichen, Taschenbücher und Ebooks zu verknüpfen, Bewertungen einzusammeln und auch, in dem Masse, wie man das machen möchte und kann, Marketing zu betreiben. Die Druckkosten sind günstig und alles passiert aus einer Hand. Ich muss mich nicht um Nachdrucke, Bestellungen, Adressen, Bezahlung, Versand etc. kümmern. Wenn ich das alles einrechne, so ist das Angebot von Amazon sehr günstig, was natürlich nur dank seiner Grösse möglich ist.
Und es ist schlicht die Plattform mit der grössten Reichweite. Und das ist nun mal ein gewichtiges Argument, gerade wenn man kein berühmter Name ist. Auch denke ich, dass die Plattform nicht in 2 Jahren wieder verschwindet oder wegfusioniert wird, und ich dann wieder alles neu aufbauen muss.
Ich verstehe aber auch, dass man als LeserIn und KäuferIn mit einem sozialen Gewissen sagt: „Ich kaufe nicht auf Amazon!“ Und ganz ehrlich: Im Musikbereich kaufe ich am Liebsten auf Bandcamp, denn ich weiss, da steckt kein Würgemulti dahinter und die Künstler erhalten einen viel höheren Anteil als bei Amazon oder Apple. Wenn es ein vergleichbares, weitverbreitetes Angebot im Buchbereich gäbe, würde ich sofort auf dieses umsteigen. Hier muss man aber einfach bedenken, dass Bandcamp auf online Musik fokussiert und dass der Aufwand für den Versand von CDs, Vinyl, Fanartikeln etc. beim Label oder der Band liegt. Und genau diesen Aufwand erspart mir Amazon. Der hier imaginierte alternative Anbieter müsste mir also auch die ganze Logistik abnehmen können.
Es ist Jahre her, dass ich selber in einer stationären Buchhandlung war. Und bei den Kleinbuchhandlungen die Klinke zu putzen, ob sie mein Buch ins Angebot nehmen, scheint mir eine sehr schlechte Rechnung in Bezug auf Aufwand und Ertrag. Und bei Ketten funktioniert das schon gar nicht. Aber bezüglich stationärem Einkauf gibt es gewiss auch Menschen, die ganz anders denken.
Aus diesen „Gegenargumenten“ lerne ich Folgendes: Für mein Romanprojekt, welches ich als Nächstes veröffentlichen möchte, werde ich wohl wieder auf Amazon setzen. Aber ich möchte auch weitere online-Anbieter berücksichtigen und es zumindest theoretisch ermöglichen, dass das Buch in einer stationären Buchhandlung verkauft werden kann (via den Grossisten BZ in der Schweiz beziehungsweise Eintrag im VLB für den ganzen deutschsprachigen Raum). Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dann nachträglich auch noch „Robotertränen“ auf diesem Weg anzubieten.
Bis es soweit ist, werde ich Amazon-Verweigerern anbieten, das Buch bei mir zu kaufen, auch wenn sich der Aufwand dafür nicht wirklich lohnt. Und ich riskiere, einige Exemplare weniger zu verkaufen, wenn eine Kaufinteressentin keinen Kontakt zu mir findet und dann das Buch schlicht nicht kauft.

Die Axt im Haus …

Es brauchte einen langen Atem, meine Kurzgeschichtensammlung zur Publikation zu bringen. Ich habe mich entschieden, mich nicht länger von anderen abhängig zu machen, seien das ProduzentInnen und RegisseurInnen für meine Drehbücher oder Verlage und Agenturen für meine sonstige Schreibtätigkeit. Ich habe genug lange gewartet und bin überzeugt, dass ich auch die notwendigen Talente habe, neben dem eigentlichen Schreiben, um meine Projekte fertigzustellen, zu veröffentlichen und zu vermarkten.

Wenn in Abwägungen zwischen einer Veröffentlichung in einem klassischen Verlag und im Selbstverlag aufgeführt wird, dass man als Self-Publisher halt auch alles selber machen muss, so habe ich das auf die leichte Schulter genommen: Ja, das kann ich locker. Und die Berichte diverser AutorenkollegInnen über schlechte Erfahrungen mit Verlagen haben bei mir die Waagschale stark auf die Seite des Selbstverlags kippen lassen.

Aber (in ziemlich grossen Buchstaben): Ja, es ist leicht und schnell gemacht, wenn man keine hohen Ansprüche hat. Nur wird man dann auch ein schlecht lektoriertes, schlecht gestaltetes Machwerk in Händen halten, das niemand kauft. Und meine Ansprüche sind nunmal massiv höher. Und der eigene Perfektionismus führt dann rasch einmal zu sehr grossen Aufwänden. Ja, ich habe mir Hilfe geholt von ganz tollen, lieben, engagierten befreundeten Profis in den Bereichen Lektorat, Titelbild, Autorenporträt, Layout. Und das Resultat ist meiner Ansicht nach besser geworden, als es wohl in manchem Profi-Verlag geworden wäre. Und dort müsste ich dann einfach schlucken, wenn mir diesbezüglich etwas nicht passt.

Doch die vielen Schritte erfordern ihren Tribut: Es braucht extreme Zähigkeit, das Projekt zu verfolgen und sich nicht durch Rückschlage, kleine Fehler, Überraschungen oder schlicht mangelnde Zeit aufgrund meines Engagements auf Filmproduktionen vollends vom Kurs abzubringen.

Dasselbe gilt für meine Ansprüche an eine Homepage: Ja, eine halbpatzige Homepage ist schnell zusammengebastelt. Aber damit mochte ich mich nicht begnügen.

Und dann erst das genaue Wissen, wie man die Veröffentlichung auf Amazon handhaben muss. Dass ich mich deswegen mit der amerikanischen Steuerbehörde herumschlagen muss, hätte ich mir niemals erträumen lassen …
Die ganze Frage vom Marketing sei dabei noch ausgeklammert.

Seit Monaten ging es immer zwei Schritt vor und einen Schritt zurück. So viele kleine Rückschläge musste ich glaubs bisher im Leben nicht hinnehmen. Und dann immer wieder sagen: Ok, kleiner Fehler, kleine Sackgasse, aber ich mache weiter. Es gab so viele kleine Rückschläge, dass ich bei jedem Etappenerfolg schliesslich mir schon überlegt habe, welcher Rückschlag denn jetzt wieder passieren könnte.

Zum Glück habe ich mir gesagt, dass dieses Projekt eine Art Pilotprojekt ist, an dem ich all diese aufgeführten Schritte üben kann. Auch im Wissen, dass eine Kurzgeschichtensammlung sowieso kaum ökonomisches Potential hat, abgesehen davon, dass ich sowieso nicht schreibe und veröffentliche, um ein Millionenpublikum zu erreichen, sondern um diejenigen Menschen zu erreichen, die meine Geschichten gerne lesen, wie gross auch immer deren Zahl sein mag.

Nach den Erkenntnissen aus diesem Pilotprojekt gehe ich nun frohgemut das nächste Vorhaben „Bunkermelodie“ an, mit dem grossen Optimismus, dass ich nun ganz viele Fallen und Holzwege erkannt habe und das nächste Mal vermeiden kann.
Bis es dann wieder losgeht mit den Rückschlägen und Widrigkeiten …

Aber die nächste lange Etappe ist nun das Schreiben des Romans, und da gelten sowieso ganz andere Gesetze, als beim Layouten, Veröffentlichen und Vermarkten. Ich freue mich ausserordentlich darauf!

Alles neu macht der Mai

Ein Schlagwort, aber im Falle meiner Autorentätigkeit tatsächlich durchaus angebracht. Mein erster eigener Kurzgeschichtenband „Robotertränen“ erscheint nach jahrelanger Vorarbeit im Mai 2020. Meine Homepage ist komplett aktualisiert inklusive neuerdinges einer Newsletter-Funktion. Meine Social Media Accounts werden in Betrieb genommen für das Marketing meiner schreiberischen Machwerke und in Zukunft regelmässig gefüttert.

Daneben ist auch meine Firmenhomepage motivsucher.ch endlich überarbeitet.

Und zum ersten Mal seit 20 Jahren Selbständigkeit mache ich meine Buchhaltung/Jahresabschluss für das vergangene Jahr vor dem Spätherbst …

Und nachdem all diese Dinge vollbracht sind, mache ich mich auch endlich ganz konkret daran, meinen ersten Roman „Bunkermelodie“ zu schreiben, für den ich schon seit Jahren Ideen sammle, konzipiere, Charaktere entwickle, einen Handlungsablauf gestalte.

Das sind alles Dinge, die ich sowieso machen wollte oder schon dran war. Aber ja, der geneigte Leser, die geneigte Leserin wird es schon erahnt haben, Corona hat mir geholfen und ich nutze die Zeit gut, um mich zu konzentrieren und engagiert vorwärts zu machen, während die Einkünfte in meinem normalen Broterwerb auf Filmproduktionen auf Null gefallen sind.

In diesem Sinne danke Corona, dass Du mir einen solchen Boost gegeben hast, trotz gleichzeitiger finanzieller Sorgen.